Kurz vor Weihnachten 2007 bekam ich den Anruf einer Agentur, ob ich Lust hätte, als Teilnehmer einer deutschen Künstler-Gruppe nach Rotterdam zu reisen, um an einem audio-visuellen Projekt teilzunehmen. Ich hatte keinen Schimmer, was das sein und werden sollte, aber sagte zu. Ich war nach Dresden gezogen und nutzte jede Gelegenheit, von dort zu fliehen. Eine wunderschöne Stadt zwar, aber alle Versuche, mich dort heimisch zu fühlen, scheiterten kläglich. Gleich nach Silvester sollte es losgehen. Ich hatte zugestimmt, mit meinem Bus zu fahren und die restlichen Teilnehmer in Halle einzusammeln. Dafür bekam ich noch ein paar Euro für den Sprit dazu und die konnte ich leidlich gebrauchen. Die ganze Nacht vor der Abfahrt verbrachte ich speiend über der Toilette. Wie der Rest der der Familie meiner damaligen Freundin Jule, die auch vom Kartoffelsalat aßen, hatte ich mir den Magen ordentlich verstimmt. Es ging mir nicht gut, als ich die Fahrt antrat. In Halle stiegen noch die anderen dazu. (Ich kann mich an ihre Namen nicht erinnern) - zwei Mädchen und ein Kerl.
In Rotterdam wurden wir sehr überschwänglich empfangen. Die Gruppe der Deutschen kam als Letztes an...Niederländer, Italiener und Polen waren schon vor Ort. Wir übernachteten alle zusammen im riesigen Schlafsaal eines Hostels. Feldbett an Feldbett. Das war recht eigenartig, aber letztlich gewöhnt man sich an alles.
Nach dem Abendessen, das ich erstaunlich gut vertrug, wurden Gruppen gebildet. Jeweils sollten aus jedem Land Leute in einer Gruppe sein. Kuba war unser niederländischer Partner, hatte an der Willem-de-Kooning-Akademie irgendwas mit Medien studiert und war ein talentierter Filmemacher. Wir fanden uns an verschiedenen Plätzen in Rotterdam zusammen und drehten wild drauf los. Was das alles bedeutet, weiß ich heute nicht mehr. Aber mein frisch geschriebenes Lied "Du vom Dorf" war Hauptbestandteil und bekam so auch gleich Übersetzung in mehrere Sprachen. Das eigentlich Spannende an der Zeit war die Präsentation, die an einem der letzten Abende in einem illegal besetzten Jugendclub stattfand. Das Publikum (vorrangig Student:innen der Akademie) saß auf dem Boden und schaute auf der Leinwand unseren Film. Die letzte Szene zeigt uns, wie wir die Stufen des Treppenhauses hochgehen, die in den Saal führen, in dem die Präsentation lief. In dem Augenblick, in dem die Türe aufgeht, endet der Film und eine Live-Kamera filmt und überträgt uns beim Reinkommen. Das war ein super Effekt, weil wir in dem Moment natürlich auch durch das Publikum liefen. Naja, große Kunst ist was anderes. Aber es ist ein Teil meines Schaffens und ich hoffe, ihr habt Spaß, den kleinen Film anzusehen. Mit meiner Geschichte dazu, ist es sicher sehr unterhaltsam.
Seid lieb gegrüßt,
Euer Haase
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