Zwischen Bühnen und Orangen
- Christian Haase
- 24. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Mai

Morgen reise ich ab. Die Proben für die "Balsam und Balladen"-Tour stehen an und die ersten Konzerte in Berlin, Weimar und Mühlhausen. Mein Herz ist wie immer etwas schwerer. Nach den schlimmen Regen- und Sturmtagen der letzten Woche, ist nun der Frühling ausgebrochen. Es sind 21 Grad, die Blüte setzt ein und mir graut vor Berlin. Aber und das ist es, was mich die letzten Tage immer wieder hochholt, ich freue mich auf Euch.
Spätestens mit dem Beginn meiner Solo-Tour "25+5 Jahre Bühne", die im Mai beginnt, werde ich ein neues Buch dabei haben. "Von Bühnen und Orangen" wird es heißen und mehr oder weniger eine Anekdoten-Sammlung sein, die zeitlich an der "Sternezählentour" vom letzten Jahr, einem Reisetagebuch gleich, aufgereiht ist.
Ein paar Sätze daraus kennt Ihr schon von meinen Hörgeschichten "La residenza è una cosa importante" und "Wie ich meinen Tourbus verlor". Da in den vergangenen Tagen der Ernte die Zeit kanpp war, gibt es heute ein paar neue Zeilen daraus, zu lesen. Gute Unterhaltung und bis ganz bald.
Euer Christian Haase
Ich entschließe mich, heute ein Wunschkonzert zu spielen. Ein bisschen Übung von gestern habe ich ja noch. Aber da mich in diesem Falle keine E-Mails auf eingehende Wünsche vorbereitet haben und ich spontan reagieren muss, kann ich gleich den ersten Titelwunsch “mit anderen Augen” nicht erfüllen. Ich erinnere mich schlichtweg nicht mehr an die Version der einzigen Veröffentlichung von 2013. Also spiele ich das Original von 1999, das “Trost” heißt, und lande damit einen Volltreffer. Das Original fällt sofort ins Herz. Und das ist mir stets wichtiger als ein kommerzieller Erfolg. Etwas zu bewegen, liegt mir näher, als etwas zu belassen.
Mein Sohn war zwei Jahre alt, als es sein liebstes Hobby war, Steine ins Meer zu werfen. Ich habe ihn oft dabei beobachtet. Der Stein fliegt ein paar wenige Meter und platscht dann ins Wasser. Dort, wo der Stein eintaucht, breiten sich Wellen aus. Immer weiter und weiter. Je ruhiger das Wasser, desto weiter kann man die Wellen sich ausbreiten sehen. Irgendwo habe ich gelesen, dass man immer die Wahl hat, wie man sich zu den Dingen, die im Leben geschehen, verhalten möchte. Wenn ein Stein ins Wasser fällt, kann man sich so lebendig fühlen wie die Wellen, aber auch so nutzlos wie der Stein.

Ich wollte mich nie wie der Stein fühlen. Aber wenn der Stein nur durch den Aufschlag ins Wasser die Wellen auslöst, muss er auch sinken. Ist es das, weswegen Künstler soviel Melancholie in sich tragen? Weil sie sich nutzlos fühlen wie ein sinkender Stein, nachdem er Wellen machte? Wie das Sitzen im stillen Hotelzimmer nach einem glücklichen Konzert? Aber dann wurde mir klar, dass nicht der Stein die Wellen auslöste. Es war mein Sohn, der sich entschieden hatte, den Stein aufzuheben und ins Wasser zu schmeißen. Es stimmt. Du kannst dich so lebendig fühlen wie die Wellen, so nutzlos wie der Stein, aber auch so entschieden wie das Kind, das den Entschluss fasst, einen Stein ins Meer zu werfen. Also will ich mich immer fühlen wie mein Sohn, um Steine zu werfen, um Wellen zu machen. Wie gerade eben beim Singen dieses Liedes, das ich 1998, als Siebzehnjähriger, geschrieben hatte ohne zu ahnen, das es sechsundzwanzig Jahre später in einem kleinen Bahnhofsgebäude bei Dresden Wellen schlägt.
Den Großteil der Wünsche kann ich erfüllen. Bei manchen Liedern spuckt das Gehirn nicht mehr alle Strophen aus, bei anderen erinnere ich mich nicht mehr an die Harmonien. Mir wird plötzlich klar, wie viele Songs ich in den letzten dreißig Jahren geschrieben habe, seit ich mein erstes Lied “Heute für morgen” dichtete, das den Anstoß für alles gab. Ein Stein, den ich in mein eigenes Meer geworfen habe und dessen Wellen sich bis heute ausbreiten.
Mir gefallen deine Entwürfe und das Geschriebene erst 👍😇 Wünsche dir eine gute Reise, tolle Konzerte und freue mich auf's Wiedersehen.
Die Orangen sind mal wieder köstlich. 🍊😊🙋🏻♀️
Klingt großartig, ich bin sehr gespannt und freue mich drauf.
Ganz viel Spaß bei den nun anstehenden Konzerten. Wenn bei mir nichts dazwischen kommt, sehen wir uns in Zwickau im Alten Gasometer.
Immer wieder ein dickes Danke, dass Du uns teilhaben lässt. Ich bin sehr gespannt auf das Buch, die Auszüge machen Lust auf mehr. Ich freue mich auf Freitag in Berlin. Bis dahin liebe Grüße aus Leipzig, Annett.
Lieber Christian,
köstliche Leseprobe mit viel Tiefgang. Wo kann ich das Buch kaufen?
Da bin ich sehr gespannt auf dieses neue Werk aus dem Leben des Christian Haase und ja auch zum Teil aus unserem. Den Wünscher des Liedes kenne ich.....Freue mich auf Dich und deine Musik.